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 alraune-02.jpg Die Alraune  Mandragora officinarum

                   Die Alraune (Mandragora officinarum) zählt zu den bekanntesten zauberkräftigen Pflanzen. In ihrem deutschen Namen klingt das altnordische run (Geheimnis, Rune) an. Die Pflanze gehört zur Familie der Nachtschattengewächse. Sie enthält Hyoscyamin, Scopolamin und Atropin und kann in hohen Dosen beim Menschen Vergiftungen auslösen. Ihren Ruf verdankt die Alraune vor allem ihrem eigentümlichen, rübenartigen, gespaltenen Wurzelstock, der an einen menschlichen Torso mit zwei Beinen erinnert. Aus diesem Grund stellte man sich die Alraune belebt, als menschenähnliches Wesen vor.

Schaurige Berichte grassierten im Mittelalter: Alraunen wüchsen vornehmlich unter den Galgen gehängter Diebe. Außerdem stoße die Pflanze beim Herausziehen einen furchtbaren Schrei aus - wer ihn höre, sei zum Tode verdammt.
Schaurige Berichte grassierten im Mittelalter: Die Alraunen wüchsen vornehmlich unter dem Galgen aus dem Samen der gehängten Diebe. Außerdem stoße die Pflanze beim Herausziehen einen furchtbaren Schrei aus. Wenn man sich die Ohren nicht mit Wachs verstopfte, wäre der sofortige Tod die Folge. Den Schrei der Alraune hat übrigens Shakespeare in "Romeo und Julia" literarisch verarbeitet. Kein Wunder, dass Hildegard von Bingen (1098-1179) darum zur Ansicht neigte, der Teufel selbst wohne in der Wurzel. Selbstverständlich war die Alraune auch ein wichtiger Bestandteil der legendären Hexensalbe. Wegen ihrer Gefährlichkeit musste der Besitzer einer Alraune sie irgendwann wieder loswerden. Starb er, solange er noch im Besitz einer dieser Wurzeln war, kam er unweigerlich in die Hölle.
Allerdings werden sich viele Eigentümer einer solchen Wurzel umsonst Sorgen gemacht haben. Denn weil das Geschäft mit der magischen Wurzel blühte, verkauften geschickte Fälscher häufig die runde Siegwurz (Gladiolus communis) oder andere geeignete Wurzeln, die als "Alraunen" menschenähnlich zurechtgeschnitzt wurden.
Die Mandragora kam als Abwehrzauber bei übersteigertem Sexualtrieb zum Einsatz. Der Betroffene musste eine weibliche Alraune zwischen Brust und Nabel befestigen. Die Wurzel wurde dann gespalten. Ein Teil verblieb am Körper, der andere wurde mit Kampfer, einem durchblutungsfördernden Mittel, zerrieben und eingenommen. Auch andere mächtige Pflanzen, wie etwa Engelwurz und Beifuß, wurden häufig als Abwehrzauber eingesetzt.

Wie man in der Antike viele Hausgötter als Statuetten an einem geheimen Ort aufbewahrte, so wurden auch Alraunwurzeln bekleidet, gebadet, verehrt und in Kästchen oder Fläschchen verschlossen verwahrt. Man richtete sie so her, dass sie wie Menschenkörper oder zumindest wie Menschenköpfe aussahen. Der so fürsorglich behandelte Pflanzengeist sollte seinem Besitzer Glück, Liebe, Reichtum und Gesundheit bringen.

In der Antike fand die Alraune, von deren Wurzel man einen Wein machte, als Heilmittel gegen Epilepsie und Augenkrankheiten Verwendung. Zudem wurde sie als Amulett und Talisman benutzt. Schon bei den Persern und Ägyptern galt die Alraune als Aphrodisiakum. In Griechenland trug sie den Beinamen Kirkeia, da man vermutete, die Zauberin Kirke habe sich die Männer mit Hilfe der Alraune gefügig gemacht. Durch den hohen Anteil an Alkaloiden war der Genuss der Pflanze stets gefährlich. Andererseits galt für die Alraune wie für andere magische Gewächse auch: je größer die Gefahr, desto mächtiger der Zauber der Pflanze.

Das Ziehen einer Mandragora-Wurzel war ein gefährlicher Vorgang: Im Codex Anicia Juliana in der Österreichischen Nationalbibliothek findet sich eine Abbildung des
berühmten griechischen Arztes Dioscurides (1. Jh. n. Chr.), eines eifrigen Sammlers pharmazeutisch wirksamer Pflanzen, der von der Göttin der Erfindungskunst, Heuresis, eine Mandragora-Wurzel überreicht bekommt. Zu seinen Füßen liegt ein verendeter Hund, den man vorher an die Pflanze gebunden hatte. Als er weglaufen wollte, starb er auf magische Weise beim Ausreißen der Wurzel.
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Den klassischen Bericht über das Sammeln der Alraune überlieferte der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus (37-93 n. Chr.): Zunächst müsse die Pflanze mit Urin und Blutfluss dazu gebracht werden, "stillzuhalten". Der Versuch, selber die Alraune auszureißen könne mit dem Tod enden, wenn man die Wurzel nicht vollständig aus der Erde bekomme. Deshalb trug man um die Pflanze vorsichtig die Erde ab, band einen Hund daran, der dann beim Weglaufen die Pflanze ausriss und als stellvertretendes Opfer starb.

Auch in China, wo die Alraune im 13. Jahrhundert durch reisende Moslems verbreitet wurde, kennt man die Geschichte von der Mandragora-Ernte mit Hilfe eines Hundes, der vom Gifthauch der Pflanze umkommt

Schaurige Berichte grassierten im Mittelalter: Die Alraunen wüchsen vornehmlich unter dem Galgen aus dem Samen der gehängten Diebe. Außerdem stoße die Pflanze beim Herausziehen einen furchtbaren Schrei aus. Wenn man sich die Ohren nicht mit Wachs verstopfte, wäre der sofortige Tod die Folge. Den Schrei der Alraune hat übrigens Shakespeare in "Romeo und Julia" literarisch verarbeitet. Kein Wunder, dass Hildegard von Bingen (1098-1179) darum zur Ansicht neigte, der Teufel selbst wohne in der Wurzel. Selbstverständlich war die Alraune auch ein wichtiger Bestandteil der legendären Hexensalbe. Wegen ihrer Gefährlichkeit musste der Besitzer einer Alraune sie irgendwann wieder loswerden. Starb er, solange er noch im Besitz einer dieser Wurzeln war, kam er unweigerlich in die Hölle.
Allerdings werden sich viele Eigentümer einer solchen Wurzel umsonst Sorgen gemacht haben. Denn weil das Geschäft mit der magischen Wurzel blühte, verkauften geschickte Fälscher häufig die runde Siegwurz (Gladiolus communis) oder andere geeignete Wurzeln, die als "Alraunen" menschenähnlich zurechtgeschnitzt wurden.
Die Mandragora kam als Abwehrzauber bei übersteigertem Sexualtrieb zum Einsatz. Der Betroffene musste eine weibliche Alraune zwischen Brust und Nabel befestigen. Die Wurzel wurde dann gespalten. Ein Teil verblieb am Körper, der andere wurde mit Kampfer, einem durchblutungsfördernden Mittel, zerrieben und eingenommen. Auch andere mächtige Pflanzen, wie etwa Engelwurz und Beifuß, wurden häufig als Abwehrzauber eingesetzt.

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Mistel.jpgDie Mistel 

höchstem Ansehen stand die Mistel bei den Kelten, wenn sie auf deren heiligstem Baum, der Wintereiche, wuchs.  Die auf Bäumen und Sträuchern schmarotzende Mistel hat einen vielfach gabelig verzweigten Stamm, lederartige immergrüne Blätter und weiße Beeren. Die im Zauberglauben bekannteste Spezies ist die auf Eichen wachsende Mistel. Generell galt die Mistel als "allesheilend". Sie wurde von den Kelten unter rituellen Vorkehrungen an bestimmten Tagen von den Bäumen geholt. Interessant in diesem Zusammenhang: Stammte eine Mistel nicht von einer Wintereiche, wurde sie als weniger stark in ihrer Heilwirkung angesehen.
Wie für alle Pflanzen galt eine Analogie für die medizinische Wirksamkeit der Mistel. Sie wurde vor allem bei der Fallsucht (Epilepsie) sehr geschätzt: Die Mistel fällt nicht vom Baum, also fällt auch der Patient nicht, der sie bei sich trägt oder in gekochtem Zustand zu sich nimmt. Man vermutete, dass bereits König David diese Wirkung entdeckt hatte.

 Gegen Hexen und böse Geister hängt man die Pflanze im Stall und im Haus auf. In ganz Europa ist der Glaube verbreitet, dass an der Türschwelle oder unter das Dach gesteckte Mistelzweige als Abwehrmittel gegen schädigende Einflüsse wirke. Besonders in England und Frankreich gilt die Mistel als Glückspflanze, wie der englische Spruch nahe legt: "No mistletoe, no luck" (kein Mistelzweig, kein Glück).
 

Hochgeschätzt wurde die Mistel bereits von den Kelten und Germanen. In der germanischen Mythologie ist es ausgerechnet die Mistel, eine eher unscheinbare Pflanze, die den unbesiegbaren Götterliebling, den altgermanischen Lichtgott Baldur, tötet. Im Mittelalter kam sie in den Ruf, Dämonen und Hexen abwehren zu können. So war man beispielsweise der Überzeugung, man könne eine Hexe, die für einen Wetterzauber auf einen Baum geklettert war, mit Hilfe von Misteln bannen. Dazu müsse man lediglich Misteln rings um den Baum legen. Daraufhin ändere sich das magisch erzeugte Wetter.

Plinius d. Ä. (23-79) schreibt schon in der Antike von der Mistelverehrung der keltischen Gallier. Die Druiden, gallische Priester, würden nichts Heiligeres als die Mistel kennen. Am sechsten Tag nach Neumond bringt der Druide unter dem Baum Opfer dar. Mit seiner goldenen Sichel schneidet er die Mistel vom Baum und fängt sie in seinem weißen Mantel auf. Im Anschluss daran werden Tieropfer dargebracht. Die Gallier glaubten, so Plinius, dass die Mistel, in einen Trank gemischt, unfruchtbare Tiere fruchtbar mache und ein Allheilmittel gegen alle Gifte sei. Tatsächlich wurde in der Antike bei Viehseuchen den Tieren ein Gebräu aus Misteln in die Nase eingeflößt. 



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canabis.jpeg  Cannabis

Man nennt sie "Pflanzen der Götter" oder "Fleisch Gottes" - Pflanzen, deren Einnahme Rauschzustände und Halluzinationen hervorrufen. Schamanen aller Kulturen verwenden sie, um mit der Welt jenseits unserer alltäglichen Erfahrung in Kontakt zu treten, um Visionen zu erlangen, Flugerfahrungen hervorzurufen, die Zukunft zu ergründen oder Kranke zu heilen.

Eine der bekanntesten unter diesen Pflanzen ist sicherlich Cannabis - der Nektar der Verzückung.

Eine alte indische Legende erzählt, dass die Dämonen und Götter auf den Rat Vishnus mit dem Berg Mandara den Ur-Ozean umrührten, um den Trank der Unsterblichkeit zu gewinnen. Vishnu selbst, in Gestalt einer Schildkröte, trug dabei den Weltenberg auf dem Rücken. Götter und Dämonen wickelten die Schlange Vasuki um den Berg und quirlten dadurch das Wasser schaumig. Dabei verlor die Schildkröte einige Haare, die mit der Strömung ans Ufer trieben. Aus den Haaren entstanden Pflanzen, darunter auch der Hanf (Cannabis sativa).

Anderen Legende zufolge war es der Gott Shiva, der den Menschen Cannabis brachte.
So verwundert es nicht, dass indische Sadhus, die der Welt entsagt haben und dem spirituellen Weg folgen, traditionell Cannabis rauchen - für sie eine Möglichkeit, eine harmonische Beziehung zum Unendlichen herzustellen.

Bereits 2737 v. Chr wurde der therapeutische Wert von Cannabis in einem chinesischen pharmazeutischen Traktat erwähnt.
Im Hochland von Tibet und im Himalayagebiet erlangten Cannabis-Präparate unter dem Einfluss des Mahayana-Buddhismus große religiöse Bedeutung.
Auch Buddha soll sich bei seinem Weg zur Erleuchtung von Hanfsamen ernährt haben.

Vor mehr als 2500 Jahren hatte der Hanf auch das Abendland erreicht.
Herodot (ca. 485-425 v. Chr.) berichtet von seinem rituellen Gebrauch bei den Skythen.
Kein Zweifel besteht, dass Hanf zu medizinischen Zwecken seit ältesten Zeiten verwendet wurde. Von Demokrit (ca. 470/60-380 v. Chr.) wissen wir, dass eine Mixtur mit Cannabis bei gemischt wurde, um Visionen hervorzurufen.
Seit ältester Zeit wurde in China eine Mischung aus dem Harz des Hanfes mit Wein als schmerzlinderndes Mittel bei Operationen verabreicht.
In Indien schrieb man Hanf die Fähigkeit zu, das Leben zu verlängern, die Ruhr zu heilen und Fieber zu senken. Darüber hinaus sollte die Pflanze den Geist beleben und das Urteilsvermögen verbessern. So belegen medizinischen Werken aus dem 15. Jahrhundert, dass Hanf in Indien bei den unterschiedlichsten Beschwerden verschrieben wurde.
Von Asien aus verbreitete sich die medizinische Anwendung von Cannabis rasch nach Europa und Afrika.
Die Hottentotten verwenden es heute noch gegen Schlangenbisse.
In Europa des Mittelalters galt der Hanf offenbar nur als Heilmittel, nicht als Halluzinogen. Man kultivierte je nach der Art der Beschwerden zwei Qualitäten von Hanfpflanzen.

Die psychoaktiven Wirkstoffe sind bei den meisten halluzinogenen Pflanzen Alkaloide, bei Cannabis hingegen ölige Verbindungen aus der Stoffgruppe der Cannabioniden. Hauptverantwortlich für die psychedelische Wirkung ist das THC (Tetrahydrocannabinol). Im Harz der weiblichen Blütenstände findet sich die größte Konzentration des Stoffes.


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coca2.jpg  Erythroxylon coca

Die Koka-Pflanze (Erythroxylon coca) gilt den Andenvölkern seit Urzeiten als heilig. Sie untersteht der mythischen Mama Coca, einer verführerischen Frau. Als die Indianer christianisiert wurden, änderte sich an der Verehrung dieser Pflanzengöttin nichts. Sie wurde lediglich mit der Jungfrau Maria identifiziert: Nach der Überlieferung der Indios hat Maria auf ihrer Flucht nach Ägypten unter einem Koka-Strauch Rast gemacht. Entkräftet pflückte sie einige Blätter und kaute an ihnen. Sofort fühlte sie sich angeregt und kräftig und konnte ihre beschwerliche Reise fortsetzen.
Als leistungssteigerndes Mittel steht deshalb Koka in höchstem Ansehen. Außerdem vermag die Pflanze das Hungergefühl zu vertreiben. Deshalb ist es Brauch, von morgens bis abends die kleinen Kokablätter mit Quinoa-Asche oder Muschelkalk zu kauen, um die wirksamen Bestandteile zu lösen.

Bei der Anwendung der Kokablätter mussten strenge Regeln befolgt werden. Hielt man sie ein, konnte die Pflanze zu einem wichtigen Heilmittel werden.
Die Inka behandelten zahlreiche Krankheiten mit der Pflanze, von Magengeschwüren bis zur Höhenkrankheit und Impotenz. Man kannte auch die lokalanästhetische Wirkung und setzte Koka deshalb bei Operationen ein.
Die Bedeutung, die Koka bereits in alter Zeit bei den Andenvölkern hatte, zeigt sich in präkolumbianischen Tonfiguren, auf denen Schamanen - ausgewiesen durch das Krafttier, den Jaguar - als Kokaesser mit dem charakteristischen Beutel für die Kokablätter dargestellt wurden.

Das Kauen von Kokablättern stand beim rituellen Gebrauch der Pflanze allerdings nicht im Vordergrund, zumal sich daraus keine halluzinogene Wirkung ergibt. Die Blätter wurden vielmehr für ein rituelles Orakel benutzt, das auch heute noch unter den Heilern und Schamanen in den Anden weit verbreitet ist.

Eine alte Frau der Quollawaya-Indios aus Bolivien, die für ihre Heilpflanzenkenntnisse bekannt sind, befragt das Koka-Orakel auf folgende Weise: Sie wählt zwölf Kokablätter aus und schreibt ihnen, je nach Form, Färbung und Aussehen, bestimmte Bedeutungen zu. Dann lässt sie die Blätter auf ein Tuch fallen. Die Klientin stellt ihr Fragen, und sie liest aus dem zufälligen Beziehungsmuster, das die Blätter bilden, ihre Antworten heraus. Mit Kokablättern die Zukunft vorherzusagen hat besonders bei den Indianern in Bolivien und Kolumbien eine lange Tradition. Das Wissen, das dazu nötig ist, wird von den Schamanen und weisen Frauen mündlich weitergegeben.
Auf einer Tonfigur der Moche-Kultur (um 200-800 n. Chr. in Peru) ist ein Schamane
mit einem Raubvogelschnabel im Kopfputz und reichen Ohrgehängen, Zeichen seiner gehobenen sozialen Position, zu sehen. In seinen Händen hält er das Täschchen für
die Kokablätter und das Gefäß mit dem Muschelkalk, der zusammen mit den Blättern gekaut wird. Der untere Teil der Darstellung zeigt ein Waffenbündel, das als Symbol für einen Schamanenkampf steht, und zwei Füchse - Schamanentiere - die Kakteen fressen. Die Szene stellt die Vorbereitung für das Koka-Orakel dar.


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Die spirituelle Fortentwicklung des Menschen steht in China traditionell eng mit der Medizin in Zusammenhang. Geistiges Wachstum ist nach chinesischem Verständnis nur dann zu erreichen, wenn es mit körperlicher Vervollkommnung in Verbindung steht. Im Streben nach Gesundheit, als Spiegelbild des rechten harmonischen Weges, stellten taoistische Schulen schon sehr früh ein Bestreben in den Vordergrund: ein langes Leben, mit dem Ziel der Unsterblichkeit. Neben geistig-körperlichen Übungen, Meditation und Methoden der "inneren Alchemie", sollte dieses Vorhaben durch Einnahme lebensverlängernder Substanzen erreicht werden. Viele Pflanzen haben die chinesischen Weisen im Lauf von Jahrtausenden dafür erprobt.

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Glieder von zu Brei gekochten Kindern, Fett, Blut, Herzen ungetaufter Kinder, giftige Schlangen, Eidechsen, Spinnen, eine mit einer geweihten Hostie gefütterte Kröte, gepulverte Knochen eines Gehängten und ein ganzes Arsenal an giftigen Kräutern sollen die Hexen,
glaubt man den zeitgenössischen Berichten, gemischt haben, um daraus unter Anleitung des Teufels ihre Hexensalbe zu gewinnen.
Mit diesem Hexengebräu hätten sie Gesicht, Körper oder einen Stab bestrichen und sich daraufhin in die Lüfte erhoben, um zum Hexensabbat zu fliegen.
Doch gab es diese Salben wirklich ?
Die Hexen waren vor allem "wissende Frauen", Pflanzenkundige. Sie wussten gefährliche und mächtige Pflanzen zum Heilen und zur Bewusstseinsveränderung anzuwenden. Sie haben zweifellos Nachtschattengewächse und andere psychoaktiv wirkende Pflanzen eingenommen.
Vielleicht haben sie auch tatsächlich Salben aus solchen Pflanzen hergestellt - allerdings ohne die fantastischen und abstoßenden Zutaten, deren Verwendung ihnen ihre Verfolger unterstellten.
Möglicherweise gehen die Bestandteile der Hexensalbe auf eine Tradition der Antike zurück. Es gibt Hinweise darauf, dass sich die wilden Mänaden zu ihren heiligen Orgien des Dionysos-Kultes mit Fliegenpilz, Tollkirschen oder Bilsenkraut berauschten. Sie sollen sich mit weit aufgerissenen Augen in die Arme ihres Gottes geworfen haben, was eine Folge der Einnahme von Tollkirschen sein könnte.

Die italienischen Gelehrten Geronimo Cardano (Hieronymus Cardanus) und Giambattista della Porta (1538-1615) berichteten als erste ausführlich über die Hexensalbe. Es war die Zeit aufstrebender Wissenschaften, und man erkundete experimentell die Wirkung von psychoaktiven Kräutern. Dadurch gelangten Cardano und Porta zu einer "Halluzinationstheorie" des Hexenfluges. Durch die psychotropen Wirkung der verwendeten Pflanzen käme es zu einer Illusion eines Fluges.

Wagemutige Wissenschaftler führten Selbstversuche mit Hexensalben durch.
Der französische Mathematiker Pierre Gassendi (1592-1655) war einer der Ersten. Er experimentierte mit einer opiumhaltigen Salbe und berichtet von lebhaften Flugvisionen.
Im 20. Jahrhundert war es der Göttinger Volkskundler Will-Erich Peuckert, der sich
mit einer Hexensalbe aus Bilsenkraut, Stechapfel, Sturmhut, Tollkirsche und Mohn nach einem Rezept von Giambattista della Porta einrieb und darüber berichtet: "Vor meinen Augen tanzten zunächst grauenhaft verzerrte menschliche Gesichter. Dann plötzlich hatte ich das Gefühl, als flöge ich meilenweit durch die Luft. Der Flug wurde wiederholt durch tiefe Stürze unterbrochen. In der Schlussphase sah ich schließlich das Bild eines orgiastischen Festes mit grotesken sinnlichen Ausschweifungen."
Auch der Biologe Wilhelm Mrsich, der bereits in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts mit verschiedenen Rezepturen für eine Hexensalbe experimentierte, erlebte bei einem Selbstversuch eine Begegnung mit Teufelsgestalten und wollüstigen Halluzinationen, die er mit dem sinnlichen Erlebnis Tannhäusers im Venusberg verglich, und schließlich sogar einen Flug zu einer Hexenorgie.

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EchterEisenhut.jpg  Eisenhut
Bestandteil vieler Hexensalben war auch die äußerst giftige Pflanze Sturmhut (auch Eisenhut, Aconitus napellus). Sie enthält das Alkaloid Aconitin, eines der stärksten Gifte der Pflanzenwelt, das besonders stark konzentriert in der Wurzelknolle vorhanden ist. Der Sage nach entstand der Sturmhut aus dem Geifer des Höllenhundes Kerberos, als ihn Herakles am Hügel Akonitos in Pontos aus der Unterwelt hinaufzerrte.
Im Mittelalter pflanzte man den Sturmhut in Klostergärten. Laut Albertus Magnus, deutscher Philosoph und Theologe (1193-1280), hilft das Kraut gegen Lepra. Der Arzt und Alchemist Paracelsus (1493/94-1541) setzte es als Abführmittel ein. Heute wird der
Sturmhut unter seiner lateinischen Bezeichnung Aconitum als homöopathisches Mittel verwendet, vor allem bei seelisch-geistigen Beschwerden wie Ängsten und Phobien.
 

 
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STECHAPFEL.JPG     Stechapfel

An verborgenen Plätzen wächst der mythische Hexer Kiéri Tewiyari als Pflanze. Er hat sich trichterförmige Blüten zugelegt und runde, dornenbedeckte Samenblätter. Isst ein Unglücklicher von dem verbotenen Baum, so wird er mit Wahnsinn und Tod geschlagen. Er glaubt, ein Vogel zu sein und springt vom Felsen.
Diese Geschichte erzählen die Huichol-Indianer in Westen Mexikos, die um die gefährliche magische Macht des Stechapfels (Datura) wissen.

Verwandt mit der Datura sind die Brugmansia-Arten im westlichen Südamerika, die sogenannten Engelstrompeten. Neuere Forschungen ergaben, dass man Brugmansia besser einer eigenen Gattung zuordnet.
Der älteste Bericht über die rituelle Einnahme von Brugmansia stammt von dem Forschungsreisenden Johann von Tschudi (1818-1889) aus dem Jahr 1846. Er beschreibt die physiologischen Reaktionen und die Verhaltensänderungen unter der Einwirkung der Pflanze, die stets eine Phase höchster Erregung auslöst.

In vielen Kulturen in Amerika, Europa und Asien war und ist der Stechapfel als besonders mächtige Zauberpflanze bekannt. Wegen der Heftigkeit der durch sie hervorgerufenen Bewusstseinsveränderungen wird die Pflanze in einigen Kulturen mit bösen Zauberern in Verbindung gebracht wird.
Die südamerikanischen Jivaro-Indianer am Amazonas warnen vor dem Gebrauch des Stechapfels, außer für die wichtige und gefährliche Initiation der Krieger.

Als Heilpflanze wird der Stechapfel allerdings geschätzt. Wie die Zuñi und Azteken in der Neuen Welt, so verwenden auch die afrikanischen Zulu die Pflanze in Salbenform als Schmerzmittel und zur Behandlung von Knochenbrüchen.

Das gewöhnliche Leben ist eine Illusion. Die wahren Kräfte hinter den alltäglichen Erscheinungen sind übernatürlicher Natur. Davon sind die Jivaro-Indianer überzeugt. Ihre Schamanen versetzen sich mit psychotropen Pflanzen in Bewusstseinszustände, in denen sie mit vermeintlichen Göttern und Dämonen um das Leben ihrer Patienten feilschen.

Mit sechs Jahren wird ein Jivaro-Junge von seinem Vater an einen heiligen Wasserfall geführt. Dort baden sie und nehmen einen Saft von Engelstrompeten (Brugmansia) zu sich, damit der Sohn eine "äußere Seele" bekommt. Die Jivaro nennen sie "die Visionen erzeugende Seele" (arutam wakani), denn sie allein ermöglicht eine Verbindung zu den Ahnen.
Diese "arutam" dringt im Brugmansia-Rausch in Gestalt eines Jaguars oder einer Anakonda in den Körper des Knaben ein.

Im kolumbianischen Andental von Sibundoy wird dem Rausch mit einem Sud der Engelstrompete sehr häufig gehuldigt. Die Schamanen dieser Region haben außerordentliche Kenntnisse über die Wirkungen dieser Pflanze gewonnen, die sie bei verschiedensten Krankheiten einsetzen können.
Es gibt jedoch unberechenbare und äußerst unangenehmen Neben- und Nachwirkungen der Brugmansia, wie Wutanfälle oder vorübergehender Wahnsinn.

In Mittelamerika ist der Stechapfel heimisch und schon seit langem in schamanischem Gebrauch. Auch in Südamerika, entlang der Anden von Kolumbien bis Chile lässt sich seine Verwendung bis in präkolumbianische Zeiten belegen, denn schon die Inka und Chibcha haben die südamerikanische Küstendatura, die dort als Baum wächst, rituell benutzt. Durch Normadenvölker, Zigeuner aber auch durch mexikanischen Import wurde die Pflanze in Europa heimisch.
Der Name Datura für stammt aus dem Sanskrit. Als "dhat" bezeichnete man ein Gift, das aus einer Stechapfelart gewonnen wurde. Die psychotropen Bestandteile dieser Art
von Nachtschattengewächs sind die Tropan-Alkaloide Hyoscyamin, Scopolamin und Atropin. Der Alkaloidgehalt ist in den Blüten am geringsten.
In hohen Dosen ist die Wirkung stark berauschend. Überdosierungen können Tobsucht und Halluzinationen hervorrufen und im schlimmsten Fall zum Tod durch Atemlähmung führen. Die pharmakologisch wirksamen Bestandteile sind vielfältig, so dass Datura zurecht bei vielen Stämmen als wichtiges Arzneimittel galt.


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Fliegenpilz.jpg Fliegenpilze

Kerzen erleuchten die kleine Hütte der Pilz-Heilerin in den mexikanischen Bergen.
María Sabina beginnt ihre magische Zeremonie mit den heiligen Pilzen.
Über dem Räucherharz schwenkt die Indianerin paarweise die Pilze, die sie liebevoll "niños santos", heilige Kinder, nennt. Drei Paar bekommt ihre schwerkranke Schwester, sie selbst nimmt eine weit größere Menge dieser sakralen Speise zu sich. Allmählich beginnt sie mit großer Leichtigkeit zu sprechen. Die Pilze bringen ihr schönen Gesang und geben Ratschläge. Die berühmte Pilz-Heilerin sagte einmal: "Der Pilz ähnelt deiner Seele. Er führt dich dorthin, wohin die Seele gehen will. Aber nicht jeder tritt in die Welt ein, in der alles bekannt ist."

Schon die Azteken erzählten, dass die Pilze durch Blutstropfen des Gottes Quetzalcoatl ( "Gefiederte Schlange") sprießen. Sie nannten den Pilz Teonanácatl ("Fleisch Gottes").

In mexikanischen Chroniken des 16. und 17. Jahrhunderts wird die Verwendung von Pilzen als Rauschdrogen belegt.
Bereits 1569 beschreibt der mexikanische Schriftsteller Fray Toribio de Benavente (1490-1569; Pseudonym: Motolina) in seiner "Historia de los Indios de la Nueva España" die Einnahme der Pilze während religiöser Zeremonien: "Als Erstes aß man während des Festes kleine schwarze Pilze, Nanacatl genannt, die einen trunken machen, Visionen und selbst Wollust hervorrufen. Sie aßen sie, ehe der Tag anbrach ... mit Honig und sobald sie sich durch ihren Einfluss genug erhitzt fühlten, begannen sie zu tanzen... Diese setzten sich in einen Raum, wo sie versunken blieben. Die einen hatten das Gefühl, sie stürben, und weinten in ihren Halluzinationen, andere sahen sich von einem wilden Tier aufgefressen, wieder andere bildeten sich ein, sie nähmen einen Feind im Kampfgetümmel gefangen..."
Motolina berichtete auch über die Symptome, die mit dem Verzehr der Pilze einhergehen: So wird der "erhitzte" Zustand wird durch einen vermehrten Blutandrang, vor allem im Gesicht, hervorgerufen, der auf der Wirkung des enthaltenen Psilocybins beruht.
Auch bei der Krönungszeremonie des Montezuma - so berichten die Historiographen - wurden als Bestandteil der Feier von allen Teilnehmern rohe Pilze verzehrt, "die sie betrunkener machten als viel Wein"

Als heiliger Pilz wird in Mexiko neben Psilocybe, Conocybe und Panaeolus auch der Hongo de San Isidrio (Stropharia cubensis) verwendet, den die Mazateken als "göttlichen Dungpilz" bezeichnen. Die verschiedenen Pilze werden zur zeremoniellen Weissagung und zum Heilen benutzt. In früherer Zeit muss auch der Fliegenpilz unter den Maya in kultischer Verwendung gestanden haben. Noch heute assoziieren die Quiche-Maya in Guatemala den Fliegenpilz mit Erleuchtung, denn sie nennen ihn cakuljá ikox, "Pilz des Blitzes".

Die jahrhundertealte Tradition des Pilzkultes beweisen zahlreiche kleine Skulpturen, die man in Mittelamerika ausgegraben hat. Sie zeigen Pilze, die aus menschlichen und tierischen Wesen zu wachsen scheinen. Die ältesten stammen aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus, der präklassischen Periode der Maya. Auf Keramikgefäßen der peruanischen Moche-Indianer kann man Personen erkennen, bei denen ein Trichter als Fortsatz aus der Stirn ragt. Man hat die Vermutung geäußert, dass es sich dabei um einen Pilz handelt: eine symbolische Darstellung für die geistige Erfahrung im Pilzrausch.

Fast alle Arten der heiligen Pilze Mittelamerikas enthalten die zwei Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin. Der Hauptwirkstoff ist das Psilocybin. Es handelt sich dabei um die organische Verbindung des Phosphorsäureesters, von Psilocin, von dem nur Spuren in den Pilzen vorhanden sind. Psilocybin und Psilocin gehören zur großen Klasse der Indolalkaloide und weisen eine auffallende Ähnlichkeit mit Serotonin auf - einem so genannten Neurotransmitter, der bei der Reizübermittlung von Nerv zu Nerv eine wichtige Funktion besitzt.

Die Schamanen zahlreicher sibirischer Stämme verwenden den Fliegenpilz (Amanita muscaria) für Heilséancen und für die Kommunikation mit der Geisterwelt.
Im Fliegenpilzrausch hört der Schamane die Stimme des Pilzes. Alles erscheint ihm riesengroß oder schrecklich klein. Bald verliert er die Kontrolle über seinen Körper und verfällt in Zerstörungswut. Flugerlebnisse folgen, der Heiler besucht andere Welten. Schließlich folgt die Erschöpfung und er sinkt in einen tiefen Schlaf.
Der Fliegenpilz wurde in Sibirien meist in getrocknetem Zustand eingenommen. Die Wirkstoffe im Fliegenpilz sind Ibotensäure und das Alkaloid Muscimol. Wird der Pilz getrocknet, kommt es zum Umwandlung der Ibotensäure in Muscimol, was die psychedelische Wirkung des Pilzes noch erhöht.


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"Es gibt in Mexiko eine Schlingpflanze, die aufgrund ihrer pfeilförmigen Blätter auch Pfeilkraut genannt wird. Wenn die Priester der Indianer mit den Geistern Verstorbener in Kontakt treten wollen, genießen sie von diesen Samen, um sich sinnlos zu berauschen, und sehen dann Tausende von Teufelsgestalten und Fantasmen um sich."
So lautet die erste Beschreibung von Ololiuqui in der monumentalen Naturgeschichte Neuspaniens des Arztes Francisco Hernandez, der schon von 1570 bis 1575 in Mexiko Studien betrieb.


Die Indianer zermahlen die Samen der Windenpflanze Ololiuqui zu einem mehlartigen Pulver. Für kurze Zeit geben sie dieses Mehl in kaltes Wasser, das sie anschließend durch ein Tuch rinnen lassen und trinken. In der frühen Zeit der Missionierung wurden Besitzer von Ololiuqui grausam verfolgt und bestraft. Ruiz de Alarcón beschrieb 1629 in seinem Traktat über den Aberglauben der Eingeborenen von Neuspanien den Gebrauch des Ololiuqui als eine Art Orakel, mit dem die Indianer Zwiesprache halten würden. Nach Einnahme des Tranks ziehe sich der Indianer aus der Dorfgemeinschaft zurück. Niemand dürfe sich ihm nähern, denn ein Dämon würde in dem Samen stecken, der nach der Einnahme herauskomme. Nur alleine könne der Indianer den Dämon befragen und so verlorene Gegenstände wieder aufspüren und die Zukunft ergründen. Heute verwenden die Maya auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán die Samen unter dem Namen Xtabentum (Edelsteinkordel). Verliert jemand etwas Wertvolles, dann erhält er Xtabentum zum Trinken. Vor dem Einschlafen wird ihm ins Ohr geflüstert, wie der Gegenstand aussieht, den er im Schlaf finden soll. Ist der Schlaf seicht, gibt er Antworten, wie ein Hypnotisierter.


Die chemische Struktur von Ololiuqui entschlüsselte der Entdecker der synthetischen Droge LSD, der Schweizer Chemiker Dr. Albert Hofmann.
Die Samen von Turbina corymbosa und von Ipomoea violacea enthalten die Alkaloide d-Lysergsäureamid und d-Isolysergsäureamid, die große Ähnlichkeit mit LSD aufweisen.
Die Ipomoea-Samen haben einen größeren Prozentualanteil an Alkaloiden. Deshalb verwenden die Indianer davon Mengen als von den Samen der Turbina.
Es besteht kein Zweifel, dass die in den Pflanzen enthaltenen Lysergsäureamide sowie Elymoclavin und das Lysergol für die psychotropen Wirkungen verantwortlich sind.

Ähnlich wie beim LSD sind die Reaktionen auf die Einnahme von Ololiuqui sehr unterschiedlich: Es kann neben angenehmen Eindrücken auch zu sehr beängstigenden Sinnestäuschungen und Rauschzuständen führen. Wie bei allen Drogen besteht das Risiko der psychischen Abhängigkeit und vor allem auch die Gefahr von lebensgefährlichen oder tödlichen Unfällen.


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  san%20pedro4.jpg  San-Pedro 

Im Alten Tempel von Chavín de Huantar im nördlichen Hochland von Peru entdeckten Archäologen ein eindrucksvolles Steinrelief. Es zeigt die Hauptgottheit von Chavín: ein menschenähnliches Wesen mit einem Jaguarkopf. In einer Hand hält er San-Pedro-Kaktus. Das Relief entstand etwa 1300 v. Chr. - ein Beweis für die lange Tradition des Kultes um das drei bis sechs Meter hohe Gewächs.

Kakteen sind bei den Indianern Südamerikas noch immer Geschenke der Götter: selbst unter extremsten Bedingungen ist ihr Gedeihen kein Problem.

Dass einige von Ihnen zu den Halluzinogenen zählen und ihre Einnahme rauschähnliche Zustände bewirkt, ergibt für die Ureinwohner Sinn: so erhält man Kontakt zur mystischen Anderswelt, aus der man Kraft beziehen, Rat holen und medizinisches Wissen weitergeben kann.
Im Reich der Moche-Indianer, die in der Zeit von 200 bis 800 n. Chr. im nördlichen Hochland Perus lebten, spielte der halluzinogene Kaktus eine zentrale Rolle im Rahmen eines Hirschkults.
Auch die spanischen Missionare konnten das "Teufelsgetränk" nicht verdrängen.
Zu den ursprünglichen indianischen Mythen kamen lediglich christliche Elemente hinzu.
Bis heute ist der Kaktus in den Anden ein Heilmittel.

Für magische Rituale und Heilungen, zur Wahrsagerei, gegen Hexerei und zum Lösen von Verzauberungen wird ein Sud der Kakteen eingenommen.

Gesammelt wird der San Pedro vornehmlich in den hohen Andenregionen.
Zu dieser Gelegenheit veranstalten die Schamanen eine Wallfahrt.
Büßer können hier bei einem Bad Wandlung erfahren, denn die Einnahme des Kakteen-Suds in dieser Gegend gilt als besonders wirkungsvoll.

Das wichtigste, bis heute praktizierte des Kaktus-Kults ist das so genannte Mesa-Ritual.
Ein Tisch wird von Holzstangen und Säbeln begrenzt. Dazwischen liegt ein Sammelsurium von magischen Gegenständen auf einem Tuch. Der Säbel und Stock sollen dabei den Tisch, die Mesa, vor den Angriffen feindlicher Hexer schützen.
Die magischen Utensilien haben alle eine bestimmte Bedeutung, sind im Weltbild der Heiler lebendig und können bei richtiger Anwendung ihre positiven Energien zum Wohl von Kranken entfalten.
Die Mesa ist ein symbolisches Abbild der Lebenswelt und Grundlage dieser speziellen Form der schamanischen Heilungspraxis.

Bisweilen werden Reinigungsmixturen aus verschiedenen Kräutern eingenommen. Meist erhalten die teilnehmenden Indianer, eine braune Brühe zum Trinken: den San-Pedro-Tee.
Er wird aus einem siebenzackigen Kaktus gekocht, nur so ist er wirksam.
Vor einer Ansammlung magischer Utensilien schlägt der Schamane eine Rassel, um die Geister anzulocken. Später wird eine Art Nest aus Kokablättern hergestellt, auf das Stücke von Lamafett und zahlreiche andere landwirtschaftliche Produkte kommen, schließlich wird Zuckerrohrschnaps als Trankopfer gegeben. Gebete begleiten die Handlungen. Häufig wird noch ein bitterer Sud aus Tabak und Zuckerrohrschnaps verteilt. Das soll die Stimmung heben und Glück bringen.
Dann folgen die eigentlichen Heilungshandlungen, die mit Hilfe von Holzstäben, Feuersteinen, magischen Objekten und mystischen Sprüche durchgeführt werden. Bis ins Morgengrauen kämpft der Schamane auf diese Weise mit imaginären angreifenden Hexern, die für viele Krankheiten seiner Patienten verantwortlich sein sollen.
Chemisch betrachtet ist das Gemisch an Alkaloiden im San-Pedro-Kaktus ähnlich dem Peyote-Kaktus, einer Kakteenart, die ebenfalls bewusstseinserweiternde Inhaltsstoffe enthält. Der Hauptbestandteil für die halluzinogene Wirkung ist das Meskalin. Auch eine Reihe anderer Alkaloide, wie 3-Methoxy-Tryamin und 3,4-Dimethoxyphenyläthylamin, konnten nachgewiesen werden. 



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  liane.jpeg    Ayahuasca

Es ist Nacht. Tief im Dschungel des westlichen Amazonasbeckens öffnen sich zum Gesang des Schamanen die Tore zu einer unsichtbaren Welt. Eine kleine Gruppe Shipibo-Indianer hat Ayahuasca zu sich genommen, ein Gebräu aus einer Lianenart (Banisteriopsis) und anderen halluzinogenen Pflanzen. Ein Heilritual findet statt.

Kranke behandelt der Schamane im Rausch des Ayahuasca-Geistes. In seinem psychedelischen Kosmos erfährt er den Grund für die Krankheit und beschwört die krankheitserregende Schlange im Leib des Patienten.
Wo es schmerzt, bläst er den Rauch seiner Pfeife darüber. Die Krankheit saugt er aus dem Körper und entfernt sie durch lautes Ausspucken.
Für den Behandlungserfolg entscheidend ist auch die Anwesenheit der Angehörigen - und zwar nicht nur für den Patienten. Denn Heilung erfahren auch Gesunde durch die Erneuerung der Verbindung zu Natur, Kosmos und Mitmenschen. Zum Klang von Rasseln leitet der Schamane in seinen Gesängen die Teilnehmer durch die psychedelische Erfahrung.

"Liane der Seelen" wird diese mächtige Pflanze in der Quechua-Sprache der prähispanischen Inkas von Peru genannt.

Die Wirkstoffe der Urwaldliane Banisteriopsis gehören zur Stoffklasse der Indolalkaloide. Um die rituellen Getränke zu bereiten, mischen die Indianer in den verschiedenen Regionen unterschiedliche Arten von Banisteriopsis und geben andere psychoaktive Pflanzen hinzu, meist Nachtschattengewächse, wie etwa die Stechapfelart Datura suaveolens oder die Blätter der Pflanze Psychotria viridis, die DMT (Dimethyltryptamin) enthalten.

Der Sud aus der Urwaldliane steht bei vielen Stämmen in Kolumbien, Ecuador, Brasilien und Peru unter verschiedenen Namen in höchstem Ansehen. Nicht zuletzt durch die US-amerikanischen Schriftsteller William S. Burroughs und Allen Ginsberg wurde Ayahuasca in der westlichen Kultur bekannt. Eines der wichtigsten Alkaloide der Liane wurde früher als Telepathin bezeichnet, weil Yagé, wie die Lianenart auch genannt wird, telepathische Fähigkeiten begünstigen soll.
Im Yagé-Rausch sehen die Schamanen Dinge, die sich in der Ferne ereignen, sie senden ihre Krafttiere, etwa den Jaguar, zu Kämpfen mit Hexern aus, erleben Tierverwandlungen und unternehmen Flüge in weit entfernte Regionen oder in Gebiete, die unserer alltäglichen Wahrnehmung nicht zugänglich sind.

Der Ayahuasca-Rausch regt auch die kreativen Fähigkeiten an. Die von rhythmisch wiederkehrenden Mustern begleiteten Visionen einer intensiv belebten Geisterwelt stellen die Indianer als Ornamente dar, in der sich die ethnische Gruppe wiedererkennt.
Diese stammesspezifischen künstlerischen Motive schmücken Umhänge, Tonkrüge, Hüttenfassaden, Masken und Gesichter.
Aber auch viele der amerikanischen Künstler der so genannten Beat Generation experimentierten in den späten 50er und 60er Jahren mit der Droge, die sie in ihrer Kreativität beflügelt haben soll.
 

 
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Unter Fo Ti Teng werden heute zwei Pflanzen verstanden. Einmal Hydrocotyle asiatica minor, die in der traditionellen indischen Medizin, dem Ayurveda, wie auch in China zur Erhöhung der geistigen Klarheit und für Langlebigkeit verwendet wird. Andererseits Polygonum multiflorum, das als Fo Ti Teng oder Ho Shou Wu bekannt ist. Einer Legende zufolge entdeckte ein gewisser Ho Shou Wu ("Mann mit schwarzen Haaren") im Alter von 60 Jahren, als er ausgebrannt, impotent und dem Alkohol verfallen war, zufällig die Pflanze. Er nahm sie von da an regelmäßig ein, zeugte vier Kinder und starb mit 132 Jahren. Die Pflanze erhielt seinen Namen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Polygonum multiflorum durch das in der Wurzel gefundene Lecithin den Cholesterinspiegel senken kann und gegen Schlaflosigkeit und Haarausfall wirkt.


Hsien nennt man in China Männer und Frauen, die das Lebenselixir gleichsam in sich tragen und die Unsterblichkeit erlangt haben. Man kennt drei Kategorien Hsien: himmlische Unsterbliche (Tian Hsien), irdische Unsterbliche (Ti Hsien) und Verstorbene, die als körperlose Wesen weiter existieren (Shi Chieh Hsien). Eine beliebte Darstellung ist das Fest der acht Unsterblichen (Pa Hsien), bei dem sie auf einer Terrasse den Gott der Langlebigkeit Shou-hsing begrüßen, der auf einem Kranich geflogen kommt. Der Palast von Shou-hsing ist von einem Garten mit Kräutern umgeben, in dem auch das Kraut der Unsterblichkeit wächst.

Den Taoisten zufolge besitzt Ginseng (Panax ginseng) mehr als jede andere Pflanze die Fähigkeit, die Lebensenergie Qi der Erde in seiner Wurzel zu konzentrieren. Deshalb vermag sie die "drei Schätze des Menschen" - die feinenergetische Essenz (Jing), die Lebensenergie (Qi) und die geistige Energie (Shen) - auf diesen zu übertragen. Ihre verjüngende Wirkung zeige sich auch darin, dass die Ginseng-Wurzel wie die Figur eines kleines Kindes aussehe. In den Wundergeschichten, die um Ginseng erzählt werden, spielt immer ein Kind die Hauptrolle.
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